Vierter Teil
Ich zucke zusammen und lande unsanft von Wolke sieben wieder auf dem Boden der Tatsachen. Verdammt, wir stehen ja auch mitten zwischen den Wohnwagen!
Bruno hat unsere wilde Knutscherei sofort unterbrochen, stattdessen presst er mein Gesicht an seine breite Brust, als wolle er mein Antlitz vor dem Ankömmling verbergen.
»Verschwinde!«, knurrt er nur.
»Kein flotter Dreier? Schade! Hast der Kleinen aber schon gesagt, dass du dich nächste Woche nicht mal mehr an ihren Namen erinnern kannst?«
Ein schepperndes Lachen entfernt sich langsam, während Bruno beruhigend meinen Rücken streichelt. Ich muss zugeben, dass meine Leidenschaft durch die Unterbrechung doch merklich abgekühlt ist.
»Das war Sandro, unser Clown. Sprich nicht mit ihm, wenn du ihm nochmal begegnest, das ist ein Mistkerl.«
Ein hysterisches Lachen baut sich in mir auf, will unbedingt hinaus.
»Mit dem Clown ist nicht zu spaßen, oder wie?«
Jetzt lachen wir beide. Oh nein, diese Nacht ist noch lange nicht zu Ende.
»Komm!«, sage ich. Ein Vorteil, wenn man in einem kleinen Ort aufgewachsen ist: Man kennt jedes Versteck. Und das beste Versteck ist definitiv der Heuschober von Bauer Moser. Schon allein deshalb, weil wir vom Dorfanger in Nullkommanix dort sind.
Hand in Hand verlassen wir die Wagenburg, überqueren eine Wiese und dann stehen wir auch schon vor der Scheune. Vorsichtig spähe ich hinein – könnte ja sein, dass sie schon belegt ist. Doch wir haben Glück. Ich ziehe Bruno hinter mir hinein, und er legt sofort den schweren Riegel vor die Türe.
Keine Störungen mehr, sehr gut. Trotzdem wird mir ein bisschen mulmig. Ich sehe mich um, ob vielleicht irgendwo eine Decke herumliegt, doch außer einem alten Tischtuch ist nichts zu finden. Wie kommt das denn hierher? Zweifelnd begutachte ich den fadenscheinigen Stoff.
»Passt schon!« Bruno entreißt mir kurzerhand die Decke und wirft sie auf den nächstbesten Quarderballen Heu. Er reißt mich an sich, umschlingt mich mit einem seiner kräftigen Arme, während er mit der anderen Hand ungestüm mein T-Shirt über meinen Kopf zieht und sich sofort an den Knöpfen meiner Hose zu schaffen macht.
Mir wird schwindelig. Bin ich das, die ihre Hüften auffordernd an seinen Schritt presst? Die es ihm mehr als leicht macht, mich von meinen Klamotten zu befreien? Blöd nur, dass mein Kopf da nicht so ganz mitkommt und moniert, dass dies alles ein bisschen schnell geht.
Ich beschließe, aufs Denken vorerst zu verzichten.
Als ich nur noch Slip und BH trage, hebt Bruno mich hoch und legt mich ganz sanft auf der Tischdecke ab. Ich erbebe unter seinen Berührungen. Eigentlich erwarte ich, dass er zu mir kommt, sich vielleicht zuvor ebenfalls von ein paar Kleidungsstücken trennt. Doch er sieht mich nur an, mit einem Blick, den ich nicht zu deuten vermag, der mir aber einen Schauer über den ganzen Körper jagt.
»Wie heißt du?«, stößt er hervor.
»Helena«, flüstere ich.
»Die schöne Helena.« Er legt sich zu mir, beugt sich über mich. »Ich werde deinen Namen niemals vergessen, Helena!«
Ich will ihm sagen, dass ich ihm glaube, doch in diesem Augenblick wandert sein Finger zärtlich über meine Wagen hinunter, streicht über meinen Hals. Ich halte den Atem an, während er durch das Tal zwischen meinen Brüsten fährt, um meinen Bauchnabel kreist. Als sich sein Finger weiter nach unter bewegt, wird mir bewusst, dass ich meine Beine weit gespreizt habe.
Verlegen wende ich den Kopf ab. Bruno muss mich für eine Schlampe halten, eine, die sich jedem Mann an den Hals wirft! Dabei ist mir so etwas wie heute noch nie passiert.
Mit sanftem Druck seiner Hände zwingt er mich, ihn wieder anzusehen. Seine Augen glühen.
»Genieße es einfach«, bittet er.
Doch mein Kopf macht mir mal wieder einen Strich durch die Rechnung. Sollte ich mich nicht etwas weniger bereitwillig von ihm berühren lassen? Oder wäre es im Gegenteil nicht besser, ich würde auch etwas tun, die Imitative ergreifen? Ich spüre, wie mein Körper verkrampft, als Bruno fortfährt, mich zu streicheln.
»Darf ich etwas versuchen?«, sagt er rau und haucht einen Kuss auf meine Lippen. Ich nicke vorsichtig.
Er nimmt sein schwarzes Halstuch ab, faltet es sorgfältig. Was er damit vorhat, wird mir erst klar, als er es vor mein Gesicht hält. Ich zögere kurz, doch dann hebe ich bereitwillig den Kopf, lasse meine Augen verbinden.
Sofort nehme ich meine Umgebung ganz anders wahr. Den Geruch nach frischem Heu und ganz intensiv Brunos Geruch nach Pferd, Tabak und Mann. Ich höre ein leises entferntes Rascheln, Mäuse vermutlich. Ich strecke meine Hände nach Bruno aus, will ihn berühren.
»Nimm deine Hände hinter deinen Kopf und lass’ sie da.«
Widerwillig gehorche ich, doch sofort werde ich belohnt. Bruno bedeckt meinen Körper mit sanften Küssen. Ich keuche, winde mich unter seinen Zärtlichkeiten.
Doch dann werden seine Berührungen intensiver, fordernder. Sein Mund wandert über meinen Bauch und er beginnt recht unsanft, ihn mit kleinen Bissen zu übersähen, saugt die weiche Haut zwischen seine Zähne.
»Autsch«, jammere ich leise. Ich kann es nicht erklären, aber mein Schoß bebt vor Verlangen bei dem, was er da tut.
»Du sollst mich auch nicht so schnell vergessen.«
Garantiert nicht! Mein Körper bebt und dem Wechsel sanften Liebkosungen und kräftigen Bissen. Er soll aufhören mich so zu malträtieren. Oh nein, er soll weitermachen!
Ich stöhne auf, als sein Mund zu meinen Brüsten wandert. Er schiebt den BH nach untern.
»Ich will, dass du meinen Namen schreist, wenn du kommst.«
Das wird nicht mehr allzu lange dauern, wenn er so weitermacht.
»Bruno«, wimmere ich schon mal. Er nimmt einen meiner Nippel zwischen seine Zähne, und ich schreie auf, als er zubeißt. Gefangen in einem Strudel aus Schmerz und Lust ist es mir unmöglich, meine Hände an Ort und Stelle zu lassen, ich balle sie zu Fäusten, hämmere auf seine Brust ein. Völlig unbeeindruckt fängt er sie ein, umschließt beide Handgelenke mit festen Griff und dreht sie fast schmerzhaft nach oben, setzt seinen sinnlich-schmerzhaften Angriff auf meine Brüste fort.
Ich strample mit den Beinen, während ein wahrer Gefühlssturm in mir tobt.
»Lass es einfach zu«, raunt Bruno.
Was bleibt mir anderes übrig? Längst habe ich die Kontrolle über mich verloren, ergebe mich hilflos seinen Händen, seiner Zunge, seinen Zähnen. Ich wünschte, er wäre in mir, wenn ich komme, aber ich bin nicht mehr in der Lage, einen Wunsch zu äußern, geschweige denn, mich zu beherrschen. Jede seiner Berührungen entfacht ein wahres Feuer in mir.
»Bruno!«, schreie ich und mein Schoß verkrampft sich.
Mein Slip reißt entzwei. Was …? Während mein Körper noch von einem wahnsinnigen Höhepunkt durchgeschüttelt wird, dringt er in mich ein. Nicht sanft, sondern hart und kräftig. Doch er ist mehr als willkommen.
»Helena«, knurrt er.
Wo beginnt ein neuer Höhepunkt, wenn der vorherige noch nicht vorbei ist? Ich wölbe ihm mein Becken entgegen, um ihn noch tiefer in mich aufnehmen zu können. Schluchze laut. Oh verdammt, das ist zu gut, zu viel, zu schön! Dennoch wünschte ich, er würde niemals aufhören.
»Bruno!«
Sterne tanzen vor meinen Augen. Ich höre, wie auch er immer wieder meinen Namen ausstößt, während er mich in ungeahnte Höhen katapultiert.
Wie ist sowas überhaupt möglich? Längst sind es keine Blitze mehr, die meinen Körper durchschütteln, es ist ein wahres Feuerwerk. Dann reißt mich die Lust einfach mit sich fort.
Irgendwann komme ich wieder zu mir. Bruno und ich liegen eng umschlungen beieinander. Die Augenbinde ist fort und der Mann neben mir ist ebenso nackt wie ich. Wann hat er sich eigentlich ausgezogen? Noch nie war Sex so intensiv wie mit ihm. Mein Köper zeigt deutlich die Spuren von Brunos wilder Leidenschaft, ist mit winzigen Bisswunden übersät, doch ich spüre den Schmerz kaum. Ich wünschte, ich könnte mich an jede einzelne Sekunde ganz genau erinnern, doch irgendwann bin ich einfach in einem Strudel himmlischer Empfindungen untergegangen.
Zufrieden schließe ich erneut die Augen, erforsche mit meinen Fingerspitzen seine wunderbar definierten Muskeln.
»Helena, ich muss gehen.«
Viel zu schnell ist unsere gemeinsame Zeit vorbei!
»Ich muss mich noch um die Pferde kümmern.«
Ich nicke. Das sehe ich ein.
Wir sammeln unsere Sachen wieder ein. Eigentlich hasse ich diesen Moment nach dem Sex, wenn die Leidenschaft abgekühlt oder befriedigt ist und man sich all’ seiner Unzulänglichkeiten wieder bewusst wird. Doch mit Bruno ist einfach alles anders, ich genieße jede Minute, die ich mit ihm zusammen sein kann.
Hand in Hand verlassen wir die Scheune, und er küsst mich zum Abschied.
»Komm morgen Abend wieder her!«
Das strahlende Lächeln, das sich auf meinem Gesicht ausbreitet, sollte reichen um ihm den Weg bis zu seinem Wohnwagen zu erleuchten.
»Ich kann auch schon früher kommen«, schlage ich vor. Uns bleibt nur so wenig Zeit!
Doch er schüttelt den Kopf.
»Ich will dich ganz für mich alleine.«
Das verstehe ich nicht. Dennoch will ich seinem Wunsch Folge leisten.
»Also hier, nach der Vorstellung.«
Er nickt, küsst mich nochmal und dann verschwindet er auch schon im Dunkel der Nacht. Ich blinzle angestrengt, doch schon bald kann ich ihn nicht mehr erkennen.
Seufzend wende ich mich ab. Es bleibt ja noch eine weitere Nacht!
»Also wirklich Baronessa, was wird wohl Ihre hochherrschaftliche Familie zu Ihrem neuen Liebhaber sagen?«
Ich fahre herum. Jemand hat uns belauscht! Womöglich schon die ganze Zeit während wir … Oh nein!
Vor mir steht Sandro, der Clown.